Daumen drücken

Pappfußballer*
Pappfußballer*

Sportübertragungen sind ziemlich fad, wenn die Zuneigung keinem der schwitzenden Akteure gilt. Ob van Staa oder doch van der Bellen, ist mir, gelinde gesagt, völlig wurscht.

Was ich noch nie verstanden habe: Warum tritt im Fußball England mit so vielen Regionalteams an? Schottland, Wales, Nordirland und extra noch einmal England.Mit dem Euro haben sie das gleiche Zahlungsmittel, alle haben sie die 48-Stunden-Arbeitswoche (Dank ihnen und dem Phänomen des Sozial-Dumpings nun auch in ganz Europa), und wenn man davon ausgeht, dass in Gsiberg auch österreichisch gesprochen wird, eine gemeinsame Muttersprache. Wer im Sport keine Kräfte bündelt, hat Elementares nicht verstanden. Und so verwundert es nicht weiter, dass der Brite nicht weiss, wem er bei der euro2008 die Daumen bis zum Blutigwerden drücken soll.

Dabei gibt es – nicht nur für BritInnen – im WWW kleine Helferleins, die uns den Weg zu den Zuneigung und mentale Unterstützung verdienenden National-Mannschaften weisen.

Das World Development Movement bietet auf seiner Webseite einen ethischen Ratgeber „Who should I cheer for“ für ballesterisch euro2008-Ratlose an. Kriterien wie soziale Ungleichheit, Klimaschutz, Militärausgaben und Ausgaben für die Internationale Hilfe können gegeneinander antreten und – voilà!

Niemanden verwundert es, dass die Teams aus UK nicht dabei sind: Höchster Wert bei den Ausgaben für’s Militär, nach Polen den niedrigsten Werten für erneuerbare Energien, dafür an der Spitze bei der Ungerechtigkeit der Vermögensverteilung. Binnen eines Jahres stieg die Kinderarmut um 100.000 Stück(?) auf 2,9 Millionen Einheiten(?). Die Zahl der RentnerInnen, die unter der Armutsgrenze „leben“, stieg erstmals seit 1998 um 300.000 auf 2,5 Millionen.
Sollte Ronaldinho tatsächlich von Barcelona nach Manchester wechseln, dann winken ihm 250.000 Euro. In der Woche.

Die Ergebnisse der heutigen Begegnungen:
Spanien gegen Russland: 10 : 16
Griechenland gegen Schweden: 15 : 1

Nein, nicht Tore, sondern die Daumen-Drücken-Empfehlung von World Development Movement.


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