Erfragt unser Schicksal

Memorial Kreuzstadl, errichtet auf Initiative des Vereins RE.F.U.G.I.U.S
Memorial Kreuzstadl, errichtet auf Initiative des Vereins RE.F.U.G.I.U.S

„In der Nacht vom 11. zum 12. September 1946 fuhr ein Auto von Rechnitz nach Lockenhaus. Auf der Höhe des Geschriebensteins wurde der Wagen, dessen Inhaber* Juden* waren, von unbekannten Tätern* beschossen, wobei Nikolaus Weiß getötet und Abraham Grünwald schwer verletzt wurde. Wieder hatte die Nazifeme zugeschlagen.“

Auf diesen Text an einer Tafel stößt du sehr schnell, wenn du von der Straße beim Rechnitzer Billa in einen Feldweg auf der anderen Seite einbiegst. Mit antisemitischen Morden nach der Befreiung des ersten Hitler-“Opfers“ rechnest du nämlich nicht, geschweige, dass du den Begriff Nazifeme kanntest.

Es war nicht „nur“ dieser eine Fememord von Nazis*, der im südburgendländischen Rechnitz kurz nach der Befreiung durch die Rote Armee verübt wurde. „Erfragt unser Schicksal“ weiterlesen

Wenn die Demokratie die Polizei nicht mehr unter Kontrolle hat

Eine zu Boden geworfene friedliche Antifaschistin, wird von drei Polizist_innen "fixiert"
Eine zu Boden geworfene friedliche Antifaschistin, wird von drei Polizist_innen „fixiert“

Updates (siehe unten): Heute fand in Wien eine Demonstration der identitären Bewegung statt. Diese Gruppierung nutzt die Überholtheit des Verbotsgesetzes, das auf den Nazi-Restbestand nach dem 2. Weltkrieg abzielt. Ihre Propaganda übernimmt die Geisteshaltung von Nazis, radikalisiert die Standpunkte sogenannter Rechtspopulisten und packt sie in aktuelle Formen politischen Protests.

Gegen diese Nazi-Veranstaltung wurde – zwar nicht sehr breit, aber doch – mobilisiert und zu Blockaden aufgerufen. Im Vorfeld wurde in der Krawallpresse verkündet, dass die Polizei „keine besonderen Vorkehrungen“ getroffen habe. „Wenn die Demokratie die Polizei nicht mehr unter Kontrolle hat“ weiterlesen

Weihnacht im Kerker

Silvester zum Häfen
Silvester zum Häfen

In Zeiten zunehmender Verhärtung und Repression im alltäglichen Überlebenskampf bringen Gedichte zwar wenig Trost, aber vielleicht Klarheit, Ermunterung und im besten Fall ein Stück mehr an Solidarität.

Gewidmet den politischen Gefangenen*, die für eine herrschafts- und angstfreie Welt eintreten, allen Menschen, die durch willkürliche Grenzregime in Abschiebeknästen festgehalten werden, die auf Grund ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Lebensentwürfe Verfolgung ausgesetzt sind.

Richard Zach: Weihnacht im Kerker
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Solidarität mit dem Refugee Protest Wien!

International Elevate Award: "This award is not only for us, this award is for all people who fight for human rights."
International Elevate Award: „This award is not only for us, this award is for all people who fight for human rights.“

Der Kampf der Wiener Refugees ist erneut in einer kritischen Phase. Verlassen von Politik und Caritas sind sie in der Akademie der Bildenden Künste auf die Unterstützung der Zivilgesellschaft angewiesen. Seitens der Rektorin Eva Blimlinger wurde den Aktivist_innen des Refugee Protest Camp eine Frist bis morgen Montag gestellt. Es ist völlig unklar, ob am Montag ein Polizeieinsatz droht.

Erfreuliches gibt es aus Graz zu berichten. Das Refugeeprotest Camp Vienna erhielt am letzten Oktobersonntag im Rahmen des Elevate-Festivals den International Elevate Award 2013 vom Wikileaks-Aktvisten Jacob Appelbaum überreicht.

In seiner Laudatio fand Appelbaum auch klare Worte für die österreichische Politik:
„Der Umgang mit dem Refugeeprotest Camp Vienna ist ein unglaubliches Beispiel für Rassismus und Klassismus in Europa.“
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Roșia Montană – Revoluție

Demonstration gegen das Goldminenprojekt Roșia Montană in Wien
Demonstration gegen das Goldminenprojekt Roșia Montană in Wien

In Wien fand heute wieder eine Solidaritätsdemonstration für die Proteste gegen das Goldminenprojekt des transnationalen kanadischen Bergbaukonzerns Gabriel Resources statt.

Demonstriert wurde nicht nur gegen die ökologisch und politische umstrittene Goldmine sondern auch gegen ein Gesetz, das die rücksichtslose Räumung von widerständigen Anrainer_innen durch potenzielle Investor_innen ermöglichen soll.

Besonders kritisierten die Gegner_innen den österreichischen sozialdemokratischen Bundeskanzler a.D. Alfred Gusenbauer. Gusenbauer ist nicht nur für seine enge Beziehung zu russischem Boden bekannt, sondern auch für seine Tätigkeit als Director für den Bergbauinvestor Gabriel Resources.
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Herbst 1918 oder Schlechte Zeiten fordern gute Agitation

Herbst 1918, ein Anfang von Robert Foltin
Ein außergewöhnlich schönes Cover: Herbst 1918, ein Anfang.

„Ich habe einmal etwas anderes als sonst geschrieben, so eine Art historischen Roman, der in den revolutionären Umwälzungen 1918 spielt“, schreibt Autor*, Aktivist*_in und Theoretiker* Robert Foltin auf seiner Homepage.

Der historische Rahmen von „Herbst 1918, ein Anfang“ ist schnell umrissen. Europas despotischer Adel liegt in seinen letzten Zügen. Als Folge der kapitalistischen Wirtschaftskrisen und den damit einhergehenden sozialen Auseinandersetzungen gewann der innere Zerfallsprozess rasch an Dynamik. Proletarische Leistungsträger* arbeiteten sich emsig und voller Tatkraft von den Rändern an die Machtzentren vor.
Das herumstreunende Gespenst des Kommunismus wird in Europa unter den Rechtlosen und Ausgebeuteten auf Grund der revolutionären Prozesse in Russland immer mehr zum konkreten Hoffnungsträger. Ein eher belangloses Mordattentat auf eine unbedeutende politische Figur lieferte den herrschenden Bellizist_innen den Anlass, der Welt den Krieg zu erklären: Der Startschuss für einen gewaltsamen Umsturz war abgegeben.
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Über das Recht von Menschen, Antworten in Büchern zu finden

Refugee Protest gegen Deportationen vor der Zentrale der Volkspartei in Wien
Refugee Protest gegen Deportationen vor der Zentrale der Volkspartei in Wien

Solidarität muss Praxis werden – Spenden für Refugees

Die Wiener Refugees brauchen dringend Unterstützung – bei Diskussionen am Arbeitsplatz, bei Gesprächen in der Mensa, auf Demos, bei Online-Petitionen und vor allem Geldspenden, um die Kosten für den Kampf gegen die staatlichen Deportationsversuche tragen zu können.

Es gibt auch Beispiele von Kommunen mit widerständigen Zugängen. Zugänge, die nicht einengen, sondern soziale Handlungsspielräume öffnen. Am Anfang steht die Idee einer solidarischen Praxis.

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Santiago Sierras Black Cone – ein Monument für den zivilen Ungehorsam

The Black Cone Monument to Civil Disobedience, Reykjavik Iceland
The Black Cone Monument to Civil Disobedience, Reykjavik Iceland

Die Abweichung von der Norm interessiert selbst die Geometrie. Liegt die Kegelspitze nicht in der Mitte der oder gar außerhalb der Kegelgrundfläche, wird auch ein Kegel spannend. Als der Künstler* Santiago Sierra seine Version des schwarzen Kegels entwarf, interessierte ihn weniger deviante Geometrie, sondern der schlaue Einsatz physikalischer Kräfte: Wo und wie kann angesetzt werden, um einen massigen Felsbrocken mit intelligent eingesetzter Kraft zu spalten. Sierra versteht diesen Prozess durchaus politisch.

Santiago Sierras schwarzer Kegel referenziert explizit auf eine der zahlreichen dunklen Seiten der ‚Errungenschaften‘ des christlich-fundamentalistischen Abendlands: Die demütigenden, kegelförmigen Kopfbedeckungen, die die Opfer der spanischen Inquisition tragen mussten.

In einer Performance, die am 20. Jänner 2012 vor dem isländischen Parlamentsgebäude startete, wurde der schwarze Gesteinsbrocken mittels weniger Keile ganz langsam zerteilt. Der 20. Jänner 2012 markierte den dritten Jahrestag jenes Tages, an dem das isländische Parlament aus dem Weihnachtsurlaub zurückgekehrt und von einer wütenden Menschenmenge empfangen worden war. Wenige Tage später war die Regierung zurückgetreten. An den Black Cone schraubte Sierra eine Tafel mit dem eingestanzten Artikel 35 der Erklärung der Menschen- und Bürger*rechte der französischen Verfassung vom 24. Juni 1793:

„Wenn die Regierung die Rechte des Volkes verletzt, ist für das Volk und jeden Teil des Volkes der Aufstand das heiligste seiner Rechte und die unerläßlichste seiner Pflichten.“

 

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