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Keine Grenzen, nirgendwo. Kraniche am Weg in sichere Winterquartiere. Hier: Im Anti-Nationalpark Neusiedler See (2020).
Keine Grenzen, nirgendwo. Kraniche am Weg in sichere Winterquartiere. Hier: Im Anti-Nationalpark Neusiedler See (2020).

Der lange ausgeklügelte, mit Bauplänenen aus den tiefsten Schichten des WWW ausgestattete und eben aus diesen Gründen nie angekündigte Umzug auf die .org-Domain ist beinahe geschafft. Btw ein Lockdown-Kollateral-Effekt.

Auch wenn es immer schwerer fällt, das Web als globalen, grenzenlos Raum zu nutzen und in ihm nach eigenen Vorstellungen hierarchielos zu leben, sind kleine Veränderungen immer noch möglich: Sich nationalistischen (Domain-)Politiken entziehen, beispielsweise, oder aber sich bei einer solidarischen Serverinfrastruktur einzumieten.

Was fehlt sind noch ein paar Privacy-Einstellungen, wie die lästigen Google Fonts los zu werden. Empfohlen sei an dieser Stelle das Firefox Addon noscript (alternativ Privacy Badger) zu installieren – oder besser noch das Tor Browser Bundle – und gstatic.com (fonts.gstatic.com) auf untrusted zu setzen. Damit wird das Nachladen der Schriften verhindert, spart Bandbreite und verhindert, dass Infos an Google gesendet werden, welche Seiten jemensch so besucht.

Analyse-Tools waren hier nie installiert. Serverseitig werden aber im Gegensatz zu früher keine IP-Adressen mehr gespeichert. Mit Ausnahme von einschlägigen Bots, davon sollten allerdings alle anderen gar nichts merken.

Have a nice day / night und bleibt gesund!

Angekommen in der Überwachungsstaat-Dystopie

CTRL ALT DEL [ Überwachungs ] Staat

Seit dem gewaltsamen Tod der couragierten Kurdin Mahsa Amini in den Händen der iranischen Sicherheitskräfte, reißen die Proteste gegen das Regime nicht mehr ab. Warum im Gegensatz zu früheren Aufständen dem Patriarchat ihre Niederschlagung nicht mehr gelingen mag, könnte auch an der unmenschlichen Erfahrung mit der dystopischen iranischen Wirklichkeit zusammenhängen.

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Eine Installation über die Erinnerungen des slowenischen Partisanen Karel Prušnik-Gašper im Pavel-Haus, Pavlova hiša

In der Freirauminstallation Erinnerungsschleife | po poteh spominov UTOPIA gnp2 reproduziert Tanja Prušnik die aufgeschriebenen Erinnerungen ihres Großvaters und slowenischen Partisanen Karel Prušnik-Gašper, hier im Pavel-Haus, Pavlova hiša.
In der Freirauminstallation Erinnerungsschleife | po poteh spominov UTOPIA gnp2 reproduziert Tanja Prušnik die aufgeschriebenen Erinnerungen ihres Großvaters und slowenischen Partisanen Karel Prušnik-Gašper, hier im Pavel-Haus, Pavlova hiša.

Nach dem Appell hielten wir eine Gedenkminute für die in Kärnten gefallenen Kameraden ab; den Appell beendeten wir mit dem Gruß: „Smrt fašizmu!“ (Tod dem Faschismus). Danach rasierten und wuschen sich die Burschen, reinigten Waffen und Kleidung. Genosse Bor fragte Kommissar Milan, was das bedeuten solle.

„Die Burschen treten in Aktion“, entgegenete Milan. „Vor der Aktion richten sie sich immer sauber her. Heute noch wollen sie etwas ‚zum Einsturz bringen‘.

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Niemals vergessen

Erinnerungstafel im Memorial Gusen an die Republikanischen Spanier, die faschistischen Staaten zum Opfer fielen. Gewidmet von Anarchistinnen und Anarchisten, Mai 2008

Am 5. Mai 1945 wurden die Gefangenen aus den Konzentrationslagern Mauthausen und den Nebenlagern Gusen von Einheiten der U.S.-Armee befreit. Das Konzentrationslager Gusen wurde zum Todeslager für mehr als 4.000 anarchistische und kommunistische Kämpfer:innen für die Spanischen Republik.

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Der Staat als Social Hacker

"Verena Maier" bei einem ihrer letzten Auftritte innerhalb der anarchistischen Bewegung in Wien am 7. Juni 2011." Aus Undercover, Die Geschichte der britischen Geheimpolizei, Bahoe Books ohne Angabe weiterer Details. Ein Outing, wie es nicht gemacht werden sollte, findet a-radio.net

„Wird eine Spitzelgeschichte herrschaftskonform publiziert, kommt sie im Gewande eines Kriminalfalls daher. Die angeblichen Täter:innen werden vorgeführt, das unterstellte Verbrechen findet im Spitzelbericht seine Bestätigung und die sonst nicht sichtbaren Herrschaftsorgane im Spitzel selbst ihre Verkörperung.“
Markus Mohr, Klaus Viehmann

Das Spitzelwesen im Europa des 3. Jahrtausends unterscheidet sich durch nichts von Diktaturen und anderen autoritären Regimes. Das scheint niemanden wirklich zu stören. Ordentliche Bürger:innen freuen sich allenthalben über das versprochene Mehr an Sicherheit, das von Sozialen Bewegungen ernstlich oder vorgeblich bedroht wird. Gegen die Bespitzelung der Polizei durch verdeckte Ermittler:innen ist kein Rechtsmittel vorgesehen. Verdeckte Ermittler:innen müssen sich am Ende ihres vorgetäuschten Lebens bei den von ihnen Betrogenen weder entschuldigen, noch müssen sie sich danach erklären, wer sie eigentlich wirklich sind.

Der demokratische Rechtsstaat ist der Ansicht, über Personen, die er als „Gefährder:innen“ einstuft, obwalten zu können, als sei er könig:innengleich: Intransparent, willkürlich und an- bzw. verleitend. Umso bemerkenswerter ist es, wenn eine vom Staat missbrauchte Person vor Gericht zieht und Gerechtigkeit und – soweit möglich – Wiedergutmachung einfordert. Wie es der Aktivist Jason Kirkpatrick gerade in Schwerin versucht. Was dieser Versuch mit den Kill The Bill-Riots und dem dystopischen Überwachungsstaat zu tun hat?

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Dubamix – die Pariser Commune in vier Songs. Deutsche Übersetzung

Cover des Albums Communardes, Communard von Dubamix,2021. Im Vordergrund sind in neun Qudraten Pflastersteine abgebildet. Im Hintergrund halb transparent sind Kommunard_innen im Porträt abgebildet.
Dubamix, Communardes, Communards, 2021. Cover

„Fest nach Fest, Blutbad nach Blutbad, hat das Kapital, zermürbt durch all die Morde, die es verursacht, aufgerieben durch seine eigenen Handlungen, zu verschwinden.“
Louise Michel

Am 18. März 1871 wurde die Pariser Commune erkämpft. Dazu kann in diesen Tagen des 150. Jubliäums sehr viel gelesen werden. Das kollektiv zusammengesetzte Dubamix-Album hat die wenigen Tage, in denen einen emanzipierte und herrschaftsfreie Welt bestand, auf Communardes, Communards in vier Songs zusammengefasst und am 18. März 2021 veröffentlicht. Mit dem Minialbum wird daran erinnert, dass die Pariser Commune nicht auf ein historisches Ereignis reduziert werden kann: Die Commune lebt. Die Commune lebt in unseren Vierteln, in unseren Herzen, unseren ZADs (besetzten Zonen) und unseren Verzweiflungen.

Im Folgenden eine Übersetzung der französischen und englischen Texte.

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Corona-Krise und der Kampf gegen Energiearmut in der Region Spanien

Dolores, Aktivistin der anadalusischen Landarbeiter_innengewerkschaft SAT, die vergangenes Wochenende bei der Besetzung des Energieversorgungsunternehmens Endesa verhaftet wurde. Screenshot: Óscar Reina Gómez / twitter.com
Dolores, Aktivistin der anadalusischen Landarbeiter_innengewerkschaft SAT, die vergangenes Wochenende bei der Besetzung des Energieversorgungsunternehmens Endesa verhaftet wurde. Screenshot: Óscar Reina Gómez / twitter.com

Die Region Spanien wurde diesen Winter nicht nur von der Corona-Krise schwer getroffen, sondern auch von einem ungewöhnlich kalten Winter. Seit der sogenannten Wirtschaftskrise, die zu den monatelangen M-12-Protesten führte, ist die Kluft zwischen arm und reich unüberwindbar geworden. Die Zahl, der in die hoffnungslose Armut gedrängten Menschen, ist riesig. Die Covid-19-Pandemie hat die ohnehin schon für viele prekäre Lebenssituation noch einmal verschärft. Viele können sich die Lichtrechnung nicht mehr leisten. Der private Energiesektor dreht den Strom einfach ab. Im Madrider Stadtteil Cañada Real leben seit Monaten mehr als 7.000 Menschen ohne Strom. Die New York Times verglich die Zustände mit denen in einem bosnischen Elendslager für geflüchtete Menschen.

Menschen starben bereits an dieser kapitalistisch verursachten Energiearmut. Doch es regt sich auch Widerstand und Protest. Berichtet wird von Brandstiftungen und Farbanschlägen an Einrichtungen und Infrastruktur der großen spanischen Energieversorger. Die anadalusische Landarbeiter_innengewerkschaft SAT besetzte den Sitz des Energieunternehmens Endesa in Sevilla, dem größten Verursacher von Treibhausgasen in der Region Spanien. Ziel war es, die Vergesellschaftung der Energieunternehmen zu erreichen. Die Polizei reagierte mit Repression und im Fall der SAT-Aktivistin Dolores mit Folter. Óscar Reina Gómez, von dem hier schon die Rede war, machte diesen Fall am Wochenende öffentlich.

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Die Toten und deren Träume am Leben erhalten

"In Erinnerung an die, die für unsere Freiheit ihr Leben gaben". Memorial an die ermordeten Anarchist_innen von Casas Viejas.
„In Erinnerung an die, die für unsere Freiheit ihr Leben gaben“. Memorial an die ermordeten Anarchist_innen von Casas Viejas.

Am 10. Januar 1933 wurde in dem andalusischen Dorf Casas Viejas der libertäre Kommunismus ausgerufen. Der Großgrundbesitz wurde auf die Tagelöhner_innen aufgeteilt. Die Armut, der Hunger und die soziale und ökonomische Gefangenschaft schienen besiegt.
88 Jahre später hat sich wenig geändert. Die Latifundien gehören so wie damals dem Großgrundbesitz der adeligen Familie Mora Figueroa Dómeq. Am Acker arbeiten Tagelöhner_innen aus dem Dorf ohne Maschinen. Hier wird so weit das Auge reicht ökologischer Landbau betrieben. 34 Euro für sieben Stunden Handarbeit am Feld. „Sozialversichert, weil das sei in der Europäischen Union Vorschrift“, sagt Salustiano Gutiérrez. „Das ist der einzige Unterschied zu damals.“

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