Im Präsidenten-Jet

Senegals Präsident funktioniert sein Amts-Flugzeug um und flog die
vergangenen zwei Tage Fans zum Africa Cup of Nations nach Ghana.

Begründet wird dieser ungewöhnliche Schritt mit unleistbaren Flugpreisen und der unsicheren Anreise auf dem Landweg. Unsicher ist das Leben in Senegal auch für Menschen, die sich für ihre Rechte am Arbeitsplatz einsetzen. AktivistInnen der Eisenbahngewerkschaft wurde 2006 nach Streiks und Demonstrationen mit Aussperrung, Entlassung und Drohungen begegnet. Davor brach man Lohnvereinbarungen, strich Sozialleistungen und entließ hunderte ArbeiterInnen. Noch weiter davor liegt der Verkauf der bedeutenden Eisenbahnverbindung Dakar-Niger an eine kanadisch-französische Investmentgesellschaft.

Entgegen der Zusagen wurden keine Investitionen in die Schienen-Infrastruktur getätigt.

„Die Zeit kolonialer Pracht ist vorbei für die 1 259 Kilometer lange Schmalspurbahn, die die senegalesische Hauptstadt via Bamako mit Koulikoro in Mali verbindet. Abgesehen von einem täglichen Güterzug macht sich der berühmte Dakar-Niger-Express heute nur noch einmal in der Woche auf den Weg – und das jedes Mal mit ein paar Tagen Verspätung. Er durchquert eine Welt aus verfallenen Waggons, stillgelegten Bahnhöfen und kaputten Lokomotiven. Jeder Aufenthalt dauert mehrere Stunden. Als die Bahn 2003 privatisiert wurde, hatte der Staat seit Jahren nichts mehr in das Schienennetz investiert. Pierre Ndoye, der entlassene Führer der Gewerkschaft Fetrail, fragt, ‚ob nicht absichtlich alles der Verwahrlosung preisgegeben wurde, um die Privatisierung unumgänglich zu machen‘.“ (Vincent Munié, LMD, Februar 2007)
Die vorhersehbaren Folgen: Defekte Drehgestelle, aus den Gleisen springende Lokomotiven, Entgleisungen ganzer Züge. Der Fahrgast in Senegal lebt höchst gefährlich. Für einen Ticket-Preis von umgerechnet 55 Euro.

„Afrika bleibt der Kontinent der alten Pfründe und der organisierten Plünderung.“ (Vincent Munié, LMD, Februar 2007)

Wie sagte der französische Präsident Nicolas Sarkozy beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon: „Ich bin für die Globalisierung, ich bin für die Freiheit, aber ich bin nicht für die Ausplünderung von Ländern, die gar nichts mehr haben.“ (Ignacio Ramonet, Le Monde diplomatique, Jänner 2008)

Heute: Tunesien vs. Senegal, 17.00 Uhr GMT

Weitere Quellen:

Jährliche Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten
Bahnstrecke Dakar-Niger

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