Hass und die Biopiraterie

Hass Avocado
Hass Avocado

Niemand kann sagen, woher die Hass genau herrührt. Gesichert ist: Wir verdanken die Hass einem gärtnernden Briefträger.In den späten 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts trug es sich zu, dass A.R. Rideout aus Whittier im fernen Kalifornien eine seltsame Avocado großzog. A.R. Rideout war ständig auf der Suche nach neuen Avocado-Varietäten, und dieses Mal hatte er etwas gänzlich Anderes.

Rudolph Hass, im Brotberuf Briefträger, erwarb von Rideout Samen dieser charakteristischen Avocado, um ihn als Veredelungsunterlage zu verwenden. Als diese Versuche allesamt nicht klappten, verhinderten Hassens Kinder die Fällung des Baumes, weil sie diese bestimmte Avocado der damals gängigen Fuerte-Avocado vorzogen.

Rudolph Hass ließ sich nicht nur der Legende nach von seinen Kindern, sondern auch von der Qualität und Ertragskraft des Avocado-Baumes überzeugen, sondern auch von den Vorzügen der Biopiraterie. 1935 erreichte er die Patentierung dieser Avocado-Sorte und gab ihr seinen Namen: Hass.

Rund 80 Prozent der weltweit angebauten Avocados sind heute die das ganze Jahr fruchtenden Hass-Avocados. In den USA wird mit der Hass-Sorte über eine Milliarde Umsatz erwirtschaftet. Mit der California Avocado Commission hat die Avocado auch eine kräftige Agrarlobby in den Staaten hinter sich. Nach der Gründung im Jahr 1961 wurde eine Marketing-Kampagne gestartet. Der Avocado wurde ein Image als tropische oder mediterrane Frucht verpasst. Über ihre Herkunft von nebenan wurde tunlichst geschwiegen. Bis 1997, drei Jahre nach Inkraftreten des NAFTA-Abkommens zwischen den USA und Mexiko verhinderte die California Avocado Commission erfolgreich den Import mexikanischer Avocados in die Vereinigten Staaten. In Kalifornien dominieren die Irvine Company und die Limoneira Company den Avocado-Anbau.

Dank dem geschäftstüchtigen Postboten Rudolph Hass zählt heute die Avocadobeere zum Standardsortiment jedes Handelsketteladens. Dieses Verdienst wurde Hassens Baum hoch angerechnet. Bis 2002 konnte der Mutterbaum aller Hass-Avocados in La Habra Heights besichtigt werden. Er wurde 76 Jahre alt.

Wer diese historische Gelegenheit versäumt hat, kann mit einer kleinen Investition eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen. Die kalifornische Avocado-Gesellschaft verschickt nett anzusehende Original-Stücke von „Mutter Hass“ um wohlfeile 100 Dollar auf Holz geklebt oder um 200 Dollar in Acryl gegossen. Wahrscheinlich so lange der Vorrat reicht.

Quellen:
http://www.avocadocentral.com/hass-variety/hass-mother-tree
http://en.wikipedia.org/wiki/Avocado
http://en.wikipedia.org/wiki/California_Avocado_Commission
http://www.californiaavocadosociety.org/motherhass2.html
http://www.ijon.de/avocado/index.html Eine Fundgrube für Avocado- und Chili-Heads!

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