8. März: Wieso gerade zur Autonomen Frauen*Mädchen*LesbenDemo?

8. März 2013 - International Women's Daypf gegen Sexismus kennt keine Grenzen
8. März 2013 – International Women’s Day

Wieder steht der Frauen*tag vor der Tür und bringt in Wien eine Flut von mal mehr, mal weniger spannenden Veranstaltungen mit sich. Wofür auch immer sich eine*r entscheidet, ich finde, fix sollte sein: Ich gehe zur Frauen*Mädchen*LesbenDemo.
Ein Post von drache*in

Dafür gibt es gute Gründe: Queer/feministischen Forderungen, Protesten und Bewegungen Sichtbarkeit zu verleihen, das funktioniert auf der Straße besser als im Bundeskanzleramt, im Theater oder Kino. Und immer noch gilt: La street, c’est chic, und die Straße ist ein Raum, der stetiger Aneignung bedarf. Auf den Straßen der Welt wird sichtbar, dass sich Frauen* überall auf der Welt an sozialen und antikolonialen Bewegungen beteiligen und organisieren. Diesmal bezieht die Demo auch öffentliche Verkehrsmittel mit ein: Gewalt gegen und Vergewaltigungen von Frauen* in öffentlichen Verkehrsmitteln führen nicht zu einem Diskurs über sexualisierte Gewalt und herrschende rape cultures, sondern werden dazu benutzt, sicherheitspolitische Maßnahmen zu bewerben und umzusetzen, die zu mehr Überwachung und Repression führen.

Kein Hafen

Frauenrechte, und immer wieder das Recht auf Abtreibung, sind kein sicherer Hafen, in den wir uns gemütlich zurückziehen können. Die katholischen radikalen Abtreibungsgegner*innen von Human Life International, die 2012 einen Kongress in Wien veranstalteten, den Politiker*innen ideell unterstützten, haben sichtbar gemacht, wie salonfähig es wieder wird, das Recht auf Abtreibung in Frage zu stellen – das im übrigen in Österreich als Recht ohnedies nicht besteht. Endlich ein gesetzliches Recht auf Abtreibung zu formulieren, an diese Forderung trauen sich heute nicht einmal mehr feministische Politiker*innen, aus Angst, die Fristenlösung zum langfristigen Nachteil von Frauen* aufzuschnüren. Frauen*, die abtreiben wollen, wird das jedenfalls fast immer schwer gemacht, wie Susi Riegler in ihrem Film ‚Der lange Arm der Kaiserin‘ zeigt: Rechte müssen immer wieder neu erobert und verteidigt werden, wiegen wir uns nicht in trügerischen Sicherheiten.

 

Utopische Forderungen stellen

Für mich ist der Frauentag ein Tag, an dem ich all diejenigen feiere, die vor mir für Frauen*Mädchen*Lesbenrechte, gegen Heteronormativität, für Selbstbestimmung und Gerechtigkeit, für andere Welten und gegen patriarchale Gewalt gekämpft, die utopische Forderungen gestellt haben, deren Errungenschaften wir oft als selbstverständlich hinnehmen. Der Frauentag ist ein Tag, an dem ich mich daran erinnere, dass es Sinn macht, für utopische Forderungen einzutreten: Die Organisatorinnen* der Demo erklären sich solidarisch mit Frauen* und Mädchen*, die sich auf ihrer Flucht besonderen Schwierigkeiten gegenüber sehen und unterstützen explizit die immer wieder als utopisch bezeichneten Forderungen des Wiener Refugeecamp. Mir ist es wichtig, dass an diesem 8. März sichtbar ist, dass Feministinnen* das Refugeecamp Wien unterstützen und die Forderungen der Geflüchteten teilen.

 

Identitätspolitiken

Da wären noch die Identitätspolitiken. Die Stern-Schreibweise hab ich nämlich selbst eingefügt, und die Situation von inter- & transsexuellen Personen und queeren Leuten bleibt außen vor. Für mich habe ich das so gelöst: Ich finde es in Ordnung, diesen Tag zu nutzen, um auf Diskriminierung und Gewalt aufmerksam zu machen, die sich speziell gegen Frauen*Mädchen*Lesben richtet, auch wenn ich die so entstehenden Ausschlüsse selbst nicht nachvollziehen kann. Ich finde auch: Es liegt an jeder*, den Protest mit zu gestalten und aktiv so zu formen, so dass sich eine*r komfortabel damit fühlt. Hope to see you in the street.

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