Corona-Krise und der Kampf gegen Energiearmut in der Region Spanien

Dolores, Aktivistin der anadalusischen Landarbeiter_innengewerkschaft SAT, die vergangenes Wochenende bei der Besetzung des Energieversorgungsunternehmens Endesa verhaftet wurde. Screenshot: Óscar Reina Gómez / twitter.com
Dolores, Aktivistin der anadalusischen Landarbeiter_innengewerkschaft SAT, die vergangenes Wochenende bei der Besetzung des Energieversorgungsunternehmens Endesa verhaftet wurde. Screenshot: Óscar Reina Gómez / twitter.com

Die Region Spanien wurde diesen Winter nicht nur von der Corona-Krise schwer getroffen, sondern auch von einem ungewöhnlich kalten Winter. Seit der sogenannten Wirtschaftskrise, die zu den monatelangen M-12-Protesten führte, ist die Kluft zwischen arm und reich unüberwindbar geworden. Die Zahl, der in die hoffnungslose Armut gedrängten Menschen, ist riesig. Die Covid-19-Pandemie hat die ohnehin schon für viele prekäre Lebenssituation noch einmal verschärft. Viele können sich die Lichtrechnung nicht mehr leisten. Der private Energiesektor dreht den Strom einfach ab. Im Madrider Stadtteil Cañada Real leben seit Monaten mehr als 7.000 Menschen ohne Strom. Die New York Times verglich die Zustände mit denen in einem bosnischen Elendslager für geflüchtete Menschen.

Menschen starben bereits an dieser kapitalistisch verursachten Energiearmut. Doch es regt sich auch Widerstand und Protest. Berichtet wird von Brandstiftungen und Farbanschlägen an Einrichtungen und Infrastruktur der großen spanischen Energieversorger. Die anadalusische Landarbeiter_innengewerkschaft SAT besetzte den Sitz des Energieunternehmens Endesa in Sevilla, dem größten Verursacher von Treibhausgasen in der Region Spanien. Ziel war es, die Vergesellschaftung der Energieunternehmen zu erreichen. Die Polizei reagierte mit Repression und im Fall der SAT-Aktivistin Dolores mit Folter. Óscar Reina Gómez, von dem hier schon die Rede war, machte diesen Fall am Wochenende öffentlich.

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Das Leben hat keinen Sinn, wenn wir nicht für andere kämpfen

In Erinnerung an Soumaila Sacko, Landarbeiter, Gewerkschaftsaktivist, Refugee.
Ermordet einen Tag nach der rechtsextremen Machtübernahme in Italien. Rest in Power!

Óscar Reina. Aktivist der Arbeiter_innengewerkschaft Andalusiens (Sindicato Andaluz de Trabajadores - SAT)
Óscar Reina. Aktivist der Arbeiter_innengewerkschaft Andalusiens (Sindicato Andaluz de Trabajadores – SAT)

Als wir Óscar Reina treffen, kommt er gerade von einer Besetzung der Biologischen Station im Nationalpark Doñana, wo zwei Genoss_innen gekündigt wurden. „Es hat sich gezeigt, wenn wir Direkte Aktionen durchführen, wenn wir kämpfen, erreichen wir unsere Ziele.“  Denn es sieht danach aus, dass die Compas wieder eingestellt werden, zeigt sich der Generalsekretär der andalusischen Gewerkschaft SAT (Sindicato Andaluz de Trabajadores – Andalusische Arbeiter_innen und Arbeitslosen-Gewerkschaft) zuversichtlich.

Das ist nur ein Beispiel von vielen Kämpfen der SAT, die ursprünglich als eine Gewerkschaft der landlosen Landarbeiter_innen gegründet wurde. Heute kämpfen zwischen 20.000 und 30.000 Aktivist_innen für ein „alternatives Gesellschaftssystem“. Die Überwindung des Kapitalismus mit friedlichen Mitteln, wie Óscar betont, ist nämlich das erklärte Ziel der Gewerkschafter_innen. Spektakuläre Enteignungen von zehn Einkaufswägen mit Schulsachen aus einer Carrefour -Filiale zu Schulbeginn gehören ebenso zum aktionistischen Repertoire wie Landbesetzungen. Die SAT greift damit auf die alte andalusische Tradition der Propaganda der Tat zurück. Denn die SAT erreicht damit viel Zustimmung und steigert ihre Sympathiewerte. Bei den Padrones, den Großgrundbesitzer_innen und der Politik einmal ausgenommen.

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Die Besetzung Die Heilige Erschienene Frau des Kampfes

Das Afro-Brasilianische Kulturzentrum Nossa Senhora Aparecida da Luta, Curitiba, 2003.
Das Afro-Brasilianische Kulturzentrum Nossa Senhora Aparecida da Luta, Curitiba, 2003.

Diana und Lina waren als Besetzer_innen dabei, als in Curitiba (Brasilien) 1988 der erste Squat eines ganzen Stadtteils statt fand. Diese zwei Jahre durchgehaltene Besetzung im Stadtteil Xapinhal war so erfolgreich, dass in den nächsten Jahren viele weitere Besetzungen folgten.

Diana und Lina wurden in einer christlichen Basisgemeinde politisiert. Aber kann die Enteignung von Landbesitz mit christlichen Werten vereinbar sein? Die christliche Befreiungstheologie, die sich stets auf die Seite der Armen stellte, entwendete den konservativen Eliten ihre Interpretation des Christentums und unterstützte Direkte Aktionen der Expropriation. Dem ewigen Leben im Himmel setzt die Befreiungstheologie das Prinzip der Solidarität und des sozialen Kampfes entgegen.

Diana und Lina erinnern als personifiziertes Gedächtnis, wie sie sich selbst beschreiben, an die bedeutende Rolle, die Frauen in diesem sozialen Kampf einnahmen. Sie berichten auch, wie dieser Kampf ums Wohnen organisiert wurde.

Mit diesem Beitrag soll nicht nur an diese historische Stadtteilbesetzung und an sozialrevolutionäre christliche Praxen erinnert werden. Ebenso werden Einblicke eröffnet, wie soziale Kämpfe im prä-digitalen Überwachungsstaat möglich wurden. In Zeiten totalitärer Demokratien finden sich wertvolle Anregungen für Offline-Organisierung und Kommunikation.

Den Zitaten folgen meist Audio-Mitschnitte des auf Brasilianisch geführten Gesprächs mit den beiden Besetzer_innen. Übersetzungen sind immer auch Eingriffe. Diese wurden so behutsam wie möglich vorgenommen. Um die Beiträge zu kontextualisieren, wurden Ergebnisse der Soziologin Celene Tonella, die intensiv zur Frage urbaner Kämpfe für die Stadt für Alle forschte, in den Text eingearbeitet.

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Wir bleiben alle – Wagenplatz-Pizzeria Anarchia

Wagenplätze bleiben. Basta!
Wagenplätze bleiben. Basta!

Wenn Wagenplatz-Gruppen und Hausbesetzer_innen gemeinsam auf die Straße gehen, kämpfen sie unmissverständlich für ihre Rechte. Doch dahinter steckt weit mehr. Wagenplätze und Hausbesetzer_innen treffen den Kapitalismus dort, wo niemand hinsehen mag: Den ungerechten Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen.
Ihre Forderungen nach einem selbstbestimmten Platz auf dieser Welt, in dieser Stadt, kratzen radikal vandalisierend an dieser bunten Fassade der Wohnraumverbesserer_innen, der Grätzlaufwerter_innen, der Immobilienspekulant_innen, der Raum- und Stadtplaner_innen, den Hypothekarbankster_innen, kurzum: Sie bearbeiten mit groben Klötzen das gedankliche Fundament der kapitalistischen Demokratie.
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Refugees – Raus aus dem Abschiebelager

Riot Police-Einheiten bewachen bei der Räumung der besetzten Votivkirche einen Erdhügel
Riot Police-Einheiten bewachen bei der Räumung der besetzten Votivkirche einen Erdhügel

Mit einer spontanen Besetzung eines renovierungsbedürftigen kirchlichen Bauwerks machten heute die Wiener Refugees auf ihre unhaltbare Situation aufmerksam.

Weder nehmen österreichische Behörden weder EGMR-Entscheidungen zur juristischen Kenntnis, noch ist die österreichische Politik in der Lage, realpolitische Beurteilungen der menschenrechtlichen Situation in Pakistan vorzunehmen. Inkompetenz wurde schon mal sorgfältiger kaschiert.
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Aktuelle Besetzungen in Wien

Hier stand eben noch ein Haus. Gentrifizierung in Wien
Hier stand eben noch ein Haus. Gentrifizierung in Wien

In Wien, der gemütlichsten aller Provinzstädte der Welt, finden derzeit zwei Besetzungen statt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In der Strozzigassse wird von einer feministischen Gruppe ein Haus in Citynähe besetzt gehalten. Am Drygalskiweg, unweit vom Gentrifizierungshotspot Alte Donau, findet eine Landbesetzung statt.

Beide Besetzungen brauchen Unterstützung.

Die Folgen des Versagens der Politik und die Vernichtung öffentlicher Gelder zur ‚Bankenrettung‘ (bislang an die 5 Milliarden, mit Option zur Vervielfachung) sind spürbar, der konkrete Widerstand gegen diesen Raubzug manifestiert sich zunehmend auch im Kern der Eurozone.
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Bildungshungrige besetzen in England erfolgreich Bibliothek

Seitdem sich das existenziell bedrohte Bildungsbürger_innentum mehr mit der Montage von Überwachungskameras beschäftigt als mit Fragen des Zugangs zu Bildung, müssen sich autonome Hausbesetzer_innen und Community-Aktivist_innen auch noch dieser wichtigen Agenda annehmen.

Nach fünfmonatiger Besetzung des Bibliotheksgebäudes von Friern Barnet durch Aktivist_innen, Mitgliedern der Londoner Occupy-Bewegung und Stadtteilbewohner_innen gab die rechtskonservativ geführte Stadtregierung von Barnet vergangenen Dienstag  kleinlaut bei.
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