Jäger des verlorenen Kapitals

Depressionserkrankungen nehmen weltweit zu. Der neueste Patient heißt Kapitalismus. Nicht wenige sagen er ist schon hinüber.
So wenig über Depressionen bekannt ist, so vieldeutig ist der Begriff. Depressionen bezeichnen in der Geografie Lagen unter dem Meeresspiegel. Fällt der Luftdruck hat die Meterologie den Begriff der Depression parat. In der Wirtschaft wird von Depression gesprochen, wenn die Zahlen von schwarz nach rot und hernach die Stimmung der MarktteilnehmerInnen von rosig nach schwarz changieren. Und wenn sich das Stimmungstief verfestigt, nimmt sich die Humanmedizin der Depression an.

Das Sortiment an Gründen, der Depression anheim zu fallen, wächst beständig. Wenn sich jahreszeitlich im Rahmen des Normalen die Wolken auf die Straßen drücken und im motorisierten Verkehr von Hupe auf Nebelhorn umgestellt wird, dann drückt das nicht nur auf Amboss und Steigbügel, sondern auch auf unsere psychotische Realverfassung.

Unsicherheit, Verängstigung und Verlust

sind die Zutaten für eine große Depression. WaldbewohnerInnen kennen das seit Generationen. Bläst die Hohe Jagd zur Jagd, dann gibt es ein Gemetzel. Mehr als 1 Million Wildtiere, vom Hasen bis zum Waschbären, laufen pro Jahr der Jägerschaft an ihrem Lebensabend vor die Flinte, listet die Website www.abschaffung-der-jagd.at auf. Und damit nicht genug: „Allein im Jagdjahr 2007 / 2008 sind 101.400 Wildtiere von Lkw und Pkw erlegt worden“, berichtet der Verkehrsclub Österreich.

Geht’s den Jägern gut

geht’s uns allen gut, raunen sich die Tiere des Waldes seit der Steinzeit zu. Dann entschied der Mensch, dass es lukrativer und weniger blutig sei, sich dem Anbau von Früchten und und den schönen Künsten zu widmen. Aber es gibt auch andere Sitten und Verläufe. Nehmen wir zum Beispiel den Isländer. Der findet es nicht nur ursuper vergammeltes Fischfleisch zu verzehren, sondern verweigert konsequent den Anbau von vitamin- und mineralstoffreichen Tomaten, Zucchini und Oliven. Wir sind ein Volk von Jägern, sagt der Isländer stolz. Gerne nimmt es der Isländer deshalb mit übermächtigen Gegnern wie dem Walfisch auf. Der Isländer übersprang verächtlich postmoderne Errungenschaften wie das Postsparbuch und katapuliterte sich flugs mit einer Trillerpfeife ausgestattet ins Zeitalter des nomadisierenden Spekulationskapitals.

Jagdopfer
Jagdopfer

Nun sind alle Tiere tot. Notleidenden Jägern wird vom Staat geholfen. Notleidenden Staaten vom Walfisch, weil der Fisch macht uns immer satt, wie der Isländer, seine Vergangenheit beschwörend, sagt.

Das System von Jägern-und-Gejagten ist somit endgültig Geschichte,

liest man in jedem Kasten der Zeitungen. Einige wenige vertreten die Meinung, dass sich die Jäger des verlorenen Kapitals den Staat zu eigen machen.

Der Krisentheoretiker Robert Kurz warnt vor falschen Schlüssen: „Das populäre Ressentiment gegen die ‚Finanzhaie‘ hat nichts mit emanzipatorischer Kritik zu tun, sondern entspringt dem falschen Urvertrauen in einen ‚gesunden‘ Kapitalismus, der gerade die Krisen hervorbringt.“

Erreicht die Krise eine kritische Masse, wird auch dankbar gegeben: Es wird wieder reformiert werden.

Nicht mit mir. Ich schaue dem nicht länger zu. Ich sehe fern. Herr Rossi sucht das Glück und so.

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